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Barrierefreiheit und Inklusion beim Parlament Österreich

 

"Als eine für neue Technologien offene Verwaltung beobachten wir Spracherkennungssoftware und die zügig voranschreitende Entwicklung"

 

Im Rahmen des STADIEM* Programms kooperieren die österreichische Parlamentsdirektion und das Hamburger Startup aiconix zur gemeinsamen Entwicklung einer Speech-to-Text Lösung mit automatisierter Erkennung österreichischer Dialekte.

Im Gespräch mit Lena Ninaus und Dario Summer, möchten wir erfahren, warum dieses Projekt für das österreichische Parlament so interessant ist.

 

Welche Formen von Barrierefreiheit sind Ihrer Meinung nach in der Medienwelt dringend notwendig?

 

Ninaus: Einfach verständliche Sprache ist einer der wichtigsten Aspekte von inklusiver Kommunikation. Darum bieten wir auf unserer Website das Format "Aktuelle Themen" in einfacher Sprache an. Das sind Textbeiträge zur Arbeit des Parlaments auf Sprachstufe B1. Damit ermöglichen wir einen niederschwelligen Zugang zu Informationen über das parlamentarische Geschehen.

Hinzu kommt, dass Audio und Video immer wichtigere Kommunikationsformen werden. Daher ist uns das Bereitstellen von Textalternativen ein großes Anliegen. Durch die Zusammenarbeit mit aiconix erhoffen wir uns, Textalternativen künftig noch rascher bereitstellen zu können.

 

Was tut das österreichische Parlament bereits heute für die digitale Inklusion von Menschen?

Ninaus: Der Abbau von Barrieren steht klar im Fokus unserer Webauftritte. Aus diesem Grund werden diese regelmäßig optimiert. Insbesondere der laufende Web-Relaunch steht im Zeichen der digitalen Barrierefreiheit.

Es ist uns aber auch wichtig, über die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit hinauszugehen: Für gehörlose Menschen bieten wir während Nationalratssitzungen und für zentrale Inhalte zur Gesetzgebung eine Dolmetschung in Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) an. Seit letztem Jahr kann man auch aktuelle Nachrichten zur Arbeit des Parlaments in einfacher Sprache (B1-Sprachniveau) lesen. Kerninhalte der politischen Bildung gibt es auf unserer Website zusätzlich dazu in Leichter Sprache (A2-Sprachniveau). Auf unseren Social-Media-Kanälen kommunizieren wir barrierefrei, indem wir z. B. Untertitel für Video und Audio sowie Alternativtexte für Bilder bereitstellen.

 

Wie ist die Zusammenarbeit mit aiconix zustande gekommen?

 

Summer: Als eine für neue Technologien offene Verwaltung beobachten wir Spracherkennungssoftware und die zügig voranschreitende Entwicklung in diesem Bereich schon seit längerer Zeit. Leider haben wir bis dato noch keine Softwarelösung gefunden, die das in unserem Parlament gesprochene österreichische Deutsch zuverlässig erkennt. Jedoch ist eben genau das Voraussetzung für den effizienten Einsatz von automatisierter Spracherkennung in der Parlamentsdirektion.
Die Anfrage von aiconix, am STADIEM-Projekt als Partner mitzuwirken, kam uns in dieser Hinsicht sehr gelegen, da wir durch eine Zusammenarbeit einerseits die Möglichkeit bekommen, Teil der Problemlösung zu werden, und andererseits den Einsatz der bestehenden Dienste von aiconix in unserem realen Arbeitsumfeld testen können.

 

Was genau beinhaltet diese und was erwarten Sie sich vom Output?

Summer: Als Projektpartner stellen wir Transkripte von Plenarsitzungen des Bundesrates sowie von öffentlichen Veranstaltungen und die dazugehörigen Tonaufnahmen, die über die Videos in der Mediathek des Parlaments zugänglich sind, zur Verfügung. Mit diesen Daten kann aiconix das Sprachmodell für österreichisches Deutsch trainieren.

Gerade der Bundesrat ist als Datenpool interessant, da in der Länderkammer die Rednerinnen und Redner traditionellerweise verstärkt Dialekt sprechen.

Unsere Erwartung ist, dass das Modell dadurch die Eigenheiten der in Österreich gesprochenen Sprachvarianten zuverlässig erkennt und wir damit einen weiteren Schritt in Richtung Barrierefreiheit machen können, indem für die audiovisuellen Inhalte auf der Website schnell Textalternativen bereitgestellt werden können.

 

Nutzen Sie bereits jetzt Lösungen von aiconix und wenn ja, welche?

Summer: Bis jetzt sind noch keine Lösungen von aiconix in den Arbeitsablauf implementiert, jedoch testen wir die Spracherkennungsmodelle dahin gehend, ob, wo und wie wir sie in unsere Prozesse integrieren können.

 

Welche Lösungserweiterungen / Features würden Sie sich zukünftig von aiconix wünschen?

Summer: Wie immer lautet die Antwort auf solche Fragen: die eierlegende Wollmilchsau. Optimal wäre für uns eine lernende Lösung, die über eine Oberfläche einerseits die nachträgliche Untertitelung und die Liveuntertitelung von audiovisuellen Inhalten ermöglicht und andererseits in unseren geschlossenen redaktionellen Arbeitsprozess zur Erstellung von Protokollen und Transkripten integriert ist.

 

 

* Das Projekt STADIEM (Startup Driven Innovation in European Media) wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 951981 gefördert.

 

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